Ogohaus Geschichte

Der Direktor der Reederei Norddeutschen Lloyd, Heinrich Wigand, gründete 1901/02 als Alternative zur Schifffahrtsgesellschaft die „Norddeutsche Automobil und Motoren Aktiengesellschaft“ (NAMAG), die ab 1904 ihre Produktionsgebäude an der Weser in Hastedt errichtete. Unter Leitung des Pioniers für Elektromotoren Sigmund Meyers wurden ab 1905 in Hastedt Autos mit Elektroantrieb gebaut.

ogohaus
NAMAG-Gelände um 1910

ogohaus
Carosserie-Werke von Louis Gaertner um 1910

ogohaus
Produktion in den Carosserie-Werke von Louis Gaertner um 1910

Als Zulieferbetrieb für die Fahrzeuge hatten sich 1906 die „Bremer Wagen- und Carosserie-Werke von Louis Gaertner“ neben dem NAMAG-Gelände, dem Vorgängerbau des heutigen OGO-Hauses niedergelassen. Der Architekt war G. Schwartzes. 1912 wurde der Betrieb als Bestandteil der NAMAG in die Louis Gaertner AG umgewandelt, wobei Louis Gaertner Generaldirektor blieb. Nach der Fusion der NAMAG mit den Hansa Werken Varel führten der Betrieb ab 1917 den Namen Hansa-Lloyd-Werke A.G. Mit der Konzentration der Produktion auf das Kerngelände der Hansa-Lloyd wurde die Produktion im Gebäude der Louis Gärtner A.G. 1927 eingestellt.

ogohaus
Goliathwerke von Südwesten um 1930

Nach der Produktion des Blitzkarren und dessen nachfolgende Modelle Goliath Rapid und Goliath Standard in der Bremer Neustadt erwarben Carl Friedrich Wilhelm Borgward und sein Kompagnon Wilhelm Tecklenborg 1928 das Gebäude in der Bremer Föhrenstraße 76-78 und nannten das Werk in Goliath-Werke Borgward & Co. G.m.b.H. um.

ogohaus
Goliathwerke von Nordosten um 1930

Zwischen 1929 und 1931 übernahmen Borgward und Tecklenborg die Hansa-Lloyd Werke und gaben das gerade erst erworbene Gebäude wieder auf. Nachdem der Zigarrenfabrikant Heinrich Oetgen schon zuvor die Zigarrenvertriebsfirma Carl Wilhelmi aufgekauft hatte, tat er sich mit Berthold Goedeke zusammen, um zusätzlich zum Tabakmarkt in das Kaffeegeschäft einzusteigen. Sie gründeten am 13. August 1928 die OGO-Kaffeerösterei. Oetken und Goedeke erwarben 1931 die Gebäude in der Föhrenstraße 76-78. Im gleichen Jahr wurde der Firmenname OGO eingetragen.

ogohaus
50jähriges Jubiläum der Firma Wilhelmi 1932 auf dem Betriebsgelände Föhrenstraße 76-78

ogohaus
Kaffeproduktion im OGO-Haus um 1938

Nach kurzer Zeit arbeiteten im Betrieb über 400 Personen. Allein 60 Frauen waren damit beschäftigt, die Kaffeebohnen nach Größe und Farbe zu sortieren.

ogohaus
OGO-Kaffeefabrik, Karl Wilhelmi Zigarren - Betriebsgebäude um 1938

Das „Amt für Schönheit der Arbeit“ zeichnete die „Ogo Kaffeerösterei Oetken & Goedeke und Karl Wilhelmi“ 1937/38 als Nationalsozialistischen Musterbetriebe aus (Motto: 1937: „Saubere Menschen im sauberen Betrieb“ und 1938: „Gesunde Luft im Arbeitsraum“

ogohaus
"Tenne", der Gemeinschaftsraum in niedersächsischem Stil (1938)

Mit dem Beginn des Krieges wurde wegen der Lieferprobleme von Rohkaffee die Produktion eingestellt. Das OGO-Haus wurde in den vierziger Jahren als Unterkunft für 645 „Fremdarbeiter“ aus Holland, Belgien und Frankreich genutzt. Durch alliierte Bomben wurde das Gebäude am 12. Oktober 1944 und am 22. April 1945 weitgehend zerstört.

ogohaus
Bombenschäden nach dem 12. Oktober 1944 in der Föhrenstraße mit OGO-Haus

Die Firmengemeinschaft OGO-Kaffeerösterei Berthold Goedeke/Carl Wilhelmi Zigarrenversand beantragte am 1. Dezember 1945 Arbeitskräfte für den Wiederaufbau. 1948 wurde die Kaffeeproduktion wieder aufgenommen, nachdem die während des Krieges ausgelagerten Maschinen wieder aufgestellt worden waren.

ogohaus
Inbetriebnahme der Produktion im instand gesetzten Rest des Gebäudes 1950

In den 50er Jahren wurden die heutigen Gebäude unter Einbeziehung der Vorkriegsbebauung neu errichtet. Vor allem der Versandkaffeehandel sorgte für einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung des Unternehmens, und OGO wurde neben den Goliath-Werken,insbesondere für Frauenzum wichtigsten Arbeitgeber im Bremer Ortsteil Hastedt.

ogohaus
OGO-Haus 1955

Inzwischen eroberten konkurrierenden Großröstereien den Einzelhandel, der Versandhandel brach mehr und mehr ein. Die Gründung der Vertriebsfirma „Parade-Kaffee“ für den Einzelhandel im Jahr 1978 durch OGO kam zu spät, die Umsätze sanken stetig. Nach dem Tod des Firmeninhabers Alexander Goedeke im Jahr 1994 ging es mit OGO weiter bergab, so dass die Produktion Anfang 1997 eingestellt werden musste. Der Markenname OGO wurde von der „Landhaus Jungborn Max Naumann GmbH“ in Achim übernommen, die OGO-Kaffee bis zum heutigen Tag vertreibt. Verschiedenartige Firmen und Privatleute erwarben ab Herbst 1997 Teile des Gebäudes, ab 2001 waren es vornehmlich Designer und Künstler verschiedener Richtungen, die sich hier ihre Ateliers einrichteten.

ogohaus
OGO-Haus 2013